19. April 2021
Der Parteivorstand der Grünen hat Annalena Baerbock für den Spitzenposten der Kanzlerkandidatin nominiert. Dies teilte die Partei am 19. April mit. Eine endgültige Entscheidung soll aber erst auf dem Grünen-Parteitag vom 11. bis 13. Juni fallen. Die 40-Jährige, die Politikwissenschaft, öffentliches Recht und Völkerrecht an der Universität Hamburg und der London School of Economics studierte, sieht als Mutter zweier junger Töchter keine Schwierigkeiten, das Kanzleramt und ihre Mutterrolle miteinander zu vereinbaren. Für mich gilt: „Frauen und Mütter müssen in diesem Land jeden Job machen können“, sagte Baerbock bereits Anfang des Jahres der Augsburger Allgemeinen.
Die 38-jährige Juristin trat über die Liste der Partei Vetevendosje von Albin Kurti an und wurde am 4. April im dritten Anlauf mit 71 von 120 Stimmen gewählt. Osmani gilt als populäre Politikerin, die sich gegen Korruption einsetzt, und war früher Mitglied der Demokratischen Liga (LDK). Die Mutter von Zwillingen sagte: „Heute hat Kosovo wieder eine Frau zur Präsidentin gewählt. Für alle Mädchen, die uns in diesem Moment vielleicht zuschauen, hoffe ich, dass ihr euch immer daran erinnert: Mädchen haben den Platz, den sie selbst wollen, von dem sie jede Nacht träumen und für den sie hart und fleißig arbeiten.“
Die spanische Medizinerin und Managerin Belén Garijo wird am 1. Mai die Führung beim deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen Merck übernehmen und damit die einzige Frau an der Spitze eines Dax-Unternehmens sein. Eine gesetzliche Frauenquote lehnt die 60-Jährige ab. Auch „positive Diskriminierung“ betrachte sie als Diskriminierung, wie sie sagte. Dennoch möchte sie sich dafür einsetzen, dass in Zukunft mehr Frauen bei Merck in Führungspositionen gelangen. Aktuell machen diese 35 Prozent aus.
Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt erleiden, sollen zukünftig drei Tage Trauerurlaub zustehen. Am 24. März hat das neuseeländische Parlament in Wellington einstimmig diesem neuen Gesetzesentwurf zugestimmt. Dies betrifft nicht nur Frauen selbst, sondern auch ihre Partner:innen und Familien, die eine Adoption vornehmen wollten.
In Tansania wurde am 19. März Samia Suluhu Hassan als erste Präsidentin vereidigt. Die 61-Jährige, ursprünglich aus Sansibar stammend, wurde 2010 ins Parlament gewählt und war bereits ab 2015 Vizepräsidentin unter John Magufuli. Nach einem Verwaltungsstudium und einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Manchester im Jahr 1994 arbeitete sie für das UN-Welternährungsprogramm. Sie setzte sich zudem für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Neben der äthiopischen Präsidentin Sahle-Work Zewde ist sie derzeit das einzige weibliche Staatsoberhaupt in Afrika.
Der türkische Präsident Tayyip Recep Erdogan hat in der Nacht zum 20. März per Dekret den Austritt aus der sogenannten Istanbul-Konvention angekündigt. Das Abkommen soll Frauen vor Gewalt schützen. Tausende Menschen hatten daraufhin im Land demonstriert. Auch EU und die Vereinten Nationen übten scharfe Kritik. Im vergangenen Jahr stiegen in der Türkei erneut die Morde an Frauen. Allein 2020 soll es 300 Femizide gegeben haben. Die Dunkelziffer wird dabei als viel höher eingeschätzt.
Die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala ist zur ersten Frau an der Spitze der Welthandelsorganisation gewählt worden. Am 1. März trat sie ihre Stelle als Generaldirektorin an. Die 66-jährige war zuvor Finanz- sowie Außenministerin Nigerias und über Jahre Entwicklungsökonomin bei der Welthandelsbank. Okonjo-Iweala, die auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt und unter anderem an der Harvard University studierte, gilt als geschickte Verhandlungsführerin und Macherin. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, darunter von Forbes als eine der mächtigsten Frauen Afrikas sowie vom Time Magazine als „Heldin ».
Auch wenn Männer meist einen stärkeren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung haben als Frauen, leiden Frauen offensichtlich länger an den Folgen des Virus und haben es dementsprechend schwerer, sich im Anschluss zu erholen. Dies haben französische Forscher herausgefunden und ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Nature“ letzten Dezember veröffentlicht. An diesem sogenannten „long Covid“ leiden zufolge der Wissenschaftler meist Frauen im Alter von etwa 40 Jahren, die zuvor keine Vorerkrankungen gehabt haben. Unklar ist, woran es genau liegen könnte. Einige Forscher gehen davon aus, dass es an der genetischen Veranlagung liegt, andere betonen die Rolle von Sexualhormonen.
8. Januar 2021
In einer historischen und mit Spannung erwarteten Abstimmung hat der argentinische Senat am 30.Dezember für ein Gesetz gestimmt, das Abtreibungen bis zur 14. Schwangerschaftswoche legalisiert. Abtreibungen waren im Land seit 1920 verboten und wurden – außer bei Vergewaltigungen oder medizinisch notwendigen Eingriffen – mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft. Bisher hat die katholische Kirche massiv gegen eine solche Legalisierung mobilisiert. Noch vor der Abstimmung hat sich Papst Franziskus dagegen ausgesprochen.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Republik Moldau ist eine Frau zum Staatsoberhaupt gewählt worden. Die proeuropäische Politikerin Maia Sandu legte am 24. Dezember 2020 ihren Amtseid ab. Die 48-Jährige hatte am 15. November die Wahl gewonnen und setzt sich gegen Korruption und für demokratische Reformen im Land ein.
Joe Biden hat am 18. Dezember bekannt gegeben, dass die Abgeordnete Deb Haaland das US-Innenministerium leiten soll. Die Demokratin, die sich zum Stamm der Pueblo of Laguna zählt, wäre somit die erste amerikanische Ureinwohnerin, die ins Kabinett berufen wird.
Die Porno-Plattform Pornhub mit Hauptsitz in Montreal hat Mitte Dezember angekündigt, Millionen von Videos zu deaktivieren. Hintergrund sind erneute Vorwürfe, zuletzt in der New York Times, dass auf dem Portal Videos zu finden seien, die den sexuellen Missbrauch und Vergewaltigungen von Minderjährigen zeigen sowie ohne Einverständnis der Betroffenen hochgeladen wurden. Druck ist auch von Visa und Mastercard gekommen, die ihre Zahlungsdienstleistungen auf Pornhub eingestellt haben.
Die Anwältin und Frauenrechtsaktivistin Hanane Al-Barassi wurde am 10. November 2020 in ihrem Wagen in der libyschen Hafenstadt Bengasi erschossen. Am Tag vor ihrem Tod hatte sie angekündigt, ein Video zu veröffentlichen, das korrupte Praktiken von Saddam Haftar, Sohn des einflussreichen Generals Khalifa Haftar, belegen würde. Immer wieder hatte Al-Barassi, die eine Frauenrechtsorganisation leitete, in sozialen Medien Videos von Frauen veröffentlicht, die Opfer von Gewalt wurden.
Der ehemalige Weltklasse-Skispringer Sven Hannawald hat sich am 3. Januar in der ARD während der 69. Auflage der Vierschanzentournee dafür ausgesprochen, dass dieser Wettbewerb auch für Frauen eingeführt wird. Dies bezeichnete er als „absolutes Muss“. Seit 1953 findet die Tournee, einer der wichtigsten Wettbewerbe des Skispringens, ausschließlich für Männer statt. Bisher haben sich immer wieder Skispringerinnen dafür eingesetzt, endlich daran teilnehmen zu können sowie unter anderem der deutsche Bundestrainer der Frauen Andreas Bauer. Doch wie rückschrittlich viele Funktionäre sind, zeigen Äußerungen vom Chef der Vierschanzentournee Johann Pichler. Zum Vorschlag von Andreas Bauer, die Frauen etwa am Qualifikationstag der Herren springen zu lassen, sagte Pichler: „Man muss aufpassen, dass das Premiumprodukt Vierschanzentournee seinen Stellenwert behält.“ Sandro Pertile, Renndirektor der FIS im Bereich Skispringen, erklärte wiederum: „Wir können kein Top-Event für ein paar Athletinnen organisieren.“
Die 28-jährige Frauenrechtlerin Zara Kay, Frauenrechtlerin und Gründerin der „International Coalition of Ex-Muslims“, wurde am 28. Dezember 2020 in Tansanias Hauptstadt Daressalam ohne Anklage in Polizeigewahrsam und nach 32 Stunden auf Kaution wieder freigelassen. Daraufhin bat sie um internationale Unterstützung. Ihr Pass soll konfisziert worden sein. Als Hintergrund vermutet Kay unter anderem politische Motive, etwa aufgrund ihrer Kritik an der Corona-Politik des Präsidenten und ihrer Abkehr vom Islam. Vorgeworfen wird ihr offiziell, ein Handy benutzt zu haben, das auf einem anderen Namen registriert sei, sowie ihren Tansanischen Pass nach Erwerb der australischen Staatsbürgerschaft nicht zurückgegeben zu haben. Geboren wurde die Aktivistin unter dem Namen Shia Muslim. Sie hat 2018 die Organisation „Faithless Hijabi“, die Frauen unterstützt, die sich vom Islam abgewandt haben. Unterstützt wird sie von der „International Coalition of Ex-Muslims“.
Mitte November 2020 wurde Monica Benício, Witwe der 2018 ermordeten LGTB+ Politikerin Marielle Franco, als Stadträtin von Rio de Janeiro gewählt. Die 34-jährige Architektin twitterte freudig: „Der Stadtrat wird eine offen lesbische Stadträtin haben! Ich danke den über 22.000 Menschen, die für ein feministisches und anti-faschistisches Mandat gestimmt haben.“ Kandidaten des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro erlitten bei den Kommunalwahlen Niederlagen.
20. September 2020
Nach wochenlangen Protesten gegen den autoritären Präsidenten Aljaksandr Lukaschenko in Weißrussland, haben sich am 19. September wieder Frauen in Minsk zu einem Protestmarsch versammelt: dem „Marsch der weiblichen Solidarität“. Die Frauen forderten Neuwahlen sowie die Freilassung aller politischen Gefangenen. Obwohl das Regime die drei führenden Figuren der Opposition mit Gewalt vorerst ausgeschaltet hat – Anführerin Swetlana Tichanowskaja floh ins Exil nach Estland, Olga Kowalkowa nach Polen und Maria Kolesnikowa wurde inhaftiert –, verstummen die Stimmen der Demonstrantinnen im Land nicht. Auch am 19. September reagierten die Sicherheitskräfte wieder mit massiver Gewalt und Inhaftierungen.
Im Alter von 87 Jahren ist Ruth Bader Ginsburg, Richterin am Supreme Court, am 18. September gestorben. Die US-Amerikanerin wurde in einer Zeit Juristin, in der es kaum Frauen in diesem Bereich gab. Ginsburg galt als fortschrittlich und eine der wichtigsten Frauenrechtlerinnen im Land. Sie war gegen die Todesstrafe, setzte sich immer wieder für das Recht auf Abtreibung ein, engagierte sich für Einwanderer und gehörte zu den Richterinnen, die die gleichgeschlechtliche Ehe für rechtmäßig erklärt hatten. Ihr letzter Wunsch war, dass erst bei Wahl eines neuen Präsidenten, ihr Amt nachbesetzt werden solle. Diesen Wunsch möchte ihr Donald Trump nicht erfüllen, er kündigte aber an, eine Frau zur Nachfolgerin machen zu wollen.
Zukünftig sollen auch afghanische Frauen ihren Namen im Personalausweis ihrer Kinder eintragen dürfen. Ein entsprechendes Gesetz hat Präsident Ashraf Ghani am 17. September unterschrieben. Bisher durfte dort nur der Name des Vaters erscheinen. Die jetzige Änderung geht unter anderem auf die Initiative #WhereIsMyName zurück, die vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde und unter anderem von Abgeordneten, aber auch Prominenten unterstützt wurde. Generell ist es noch heute in Afghanistan verpönt, dass Frauen ihren Namen in der Öffentlichkeit benutzen.
Das rechtsgerichtete französische Magazin „Valeurs Actuelles“ hat mit einer Darstellung der linken Abgeordneten Danièle Obono als Sklavin mit Ketten um den Hals für Empörung gesorgt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Bereits kurz darauf, am 28. August, bezeichnete Obono, die ursprünglich aus Gabun stammt, die Veröffentlichung als „rassistische Scheiße“. Unterstützung bekam die Politikerin der Partei „La France insoumise“ (FI) auch aus dem Élysée-Palast. Präsident Emmanuel Macron rief sie persönlich an, um Solidarität zu demonstrieren. Das Magazin entschuldigte sich, wies jedoch den Rassismusvorwurf zurück.
Im Jahr 2011 wurde die Istanbul-Konvention in der gleichnamigen Stadt unterzeichnet. Der völkerrechtliche Vertrag, der die Mitglieder zum Schutz von Frauen vor Gewalt verpflichtet, wurde zunächst von 13 Staaten, darunter der Türkei unterzeichnet. Weitere Länder folgten. Anfang Juli forderte nun der AKP-Politiker Numan Kurtulmus den Austritt aus dem Abkommen. Seine Wirkung stellte er infrage. Die Empörung bei den Frauenrechtsorganisationen im Land war daraufhin groß. Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei weit verbreitet. Allein 2019 sollen 470 von ihnen Opfer von Tötungsdelikten geworden sein.
Die US-Amerikanerin Laila Mickelwait will die weltgrößte Sexplattform Pornhub wegen Menschenhandel abschalten – mit der Kampagne #Traffickinghub. Diese wird von über 300 Menschen-, Frauen- und Kinderrechtsorganisationen unterstützt und wurde bisher über zwei Millionen Mal unterschrieben. Mickelwait wirft dem Portal vor, Sexhandel sowie die Vergewaltigung von Frauen und Kindern hinzunehmen und daraus finanziellen Profit zu ziehen. Sie kritisiert insbesondere, dass das Hochladen von Videos auf Pornhub keinen strikten Kontrollen unterliege und somit immer wieder Videos von sexuellem Missbrauch dort landen.
Ende Juli sind innerhalb weniger Tage mehrere junge Frauen wegen angeblicher Unsittlichkeit ihrer Tik-Tok-Videos zu Haftstrafen zwischen drei und sechs Jahren verurteilt worden. Eine von ihnen ist die Influencerin Manar Samy, die mit drei Jahren Haft und umgerechnet 16.000 Euro Strafe bestraft wurde, weil sie in einem Video tanzte und ihre Lippen zu einem Popsong bewegte. Die Staatsanwaltschaft warf ihr vor, das Video zum „Zwecke der Prostitution“ veröffentlicht zu haben und gegen die „öffentliche Moral“ zu verstoßen. Ein 2018 eingeführtes Gesetz in Ägypten, erlaubt es Accounts von Personen, die über 5000 FollowerINNEN haben, zu überwachen und zu zensieren.
24. Mai 2020
Wie die dpa aus Kabul am 24. Mai berichtete, haben junge Afghaninnen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren mit Autoteilen einen günstigen Prototyp für ein Beatmungsgerät gebaut. Die 12-köpfige Gruppe gehört dem jungen Forschungsteam „Afghan Dreamers“ an, das von der Unternehmerin Roja Mahbub sowie der Harvard Universität und dem Massachusetts Institute of Technology gefördert wird und bereits internationale Preise für seine Arbeit bekommen hat. Die Mädchen stammen aus der Provinz Herat, die schwer von der Corona-Krise getroffen wurde. Mit ihrer Entwicklung wollten sie einen Beitrag im Kampf gegen das Virus leisten.
Mexiko hat im April einen traurigen Rekord erreicht. Mit 337 ermordeten Frauen wurden in diesem Monat mehr Frauen getötet als in jedem anderen Monat der letzten fünf Jahre. Diese Zahl hat das Amt für öffentliche Sicherheit im Land am 25. Mai veröffentlicht. Etwa 20 Prozent dieser Frauen wurden offenbar Opfer eines Femizids, das heißt eines Tötungsdelikts, das auf ihr Geschlecht zurückgeht. Der Anstieg von Gewalt gegen Frauen im Land hatte am Weltfrauentag am 8. März bereits Zehntausende Mexikanerinnen auf die Straße gebracht. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lockdown-Maßnahmen warnten Hilfsorganisationen vor einem weiteren Anstieg dieser Gewalt.
Die Lage von Äthiopierinnen, die als Hausangestellte im Libanon arbeiten, spitzt sich in der Corona-Krise noch weiter zu. Viele von ihnen werden seit Wochen von ihren Arbeitgebern nicht mehr bezahlt oder sogar ohne Papiere und persönliche Sachen auf die Straße geschmissen. Tausende warten nun auf Rückflüge in ihre Heimat. Doch die Rückholaktion, mit der Äthiopien ab dem 20. Mai seine Bürgerinnen nach Hause holen wollte, hat, wie am 21. Mai bekannt wurde, offensichtlich aus organisatorischen Gründen nicht beginnen können. Menschenrechtler kritisieren immer wieder, dass äthiopische Hausmädchen, von denen es im Libanon sehr viele gibt, regelmäßig Opfer von rassistischer, sexualisierter und körperlicher Gewalt durch ihre Arbeitgeber werden.
Claire Russo, demokratische Kandidatin für den US-Kongress, hat in einem am 21.Mai veröffentlichten Werbespot im Rahmen ihrer Wahlkampagne von ihrem erfolgreichen Kampf gegen ihren Vergewaltiger gesprochen. Als junge Offizierin bei der Marine sei sie 2004 bei einem Ball von einem Vorgesetzten unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden. Das Militär lehnte eine Strafverfolgung ab. Doch Russo ließ sich nicht aufhalten, klagte vor einem Zivilgericht und gewann. Ihr Peiniger wurde bestraft. Sie wollte sich, so die Kandidatin, von niemandem in ihrem Einsatz für ihr Land aufhalten lassen. Ihre Kämpfernatur möchte sie nun auch im Kongress unter Beweis stellen.
Erneut erschüttert ein Skandal um sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Frauen den Weltfußball. Yves Jean-Bart, genannt „Dadou“, Präsident des Haitianischen Fußballverbands (FHF), wird beschuldigt, in den letzten fünf Jahren junge Fußballerinnen in Trainingscamps zu sexuellen Handlungen mit ihm genötigt zu haben. Frauenrechtsorganisationen im Land, darunter die „Solidarite Fanm Ayisyèn“ (Sofa), haben den Justizminister aufgefordert, Ermittlungen in Gang zu setzen. Ans Licht kamen die Anschuldigungen durch einen Beitrag im „Guardian“ vom 30. April. Darin hatte die britische Tageszeitung unter Berufung auf diverse anonyme Quellen, darunter offenbar viele Betroffene, erstmalig von den Verdächtigungen berichtet. Die Fifa gab an, dem nachgehen zu wollen.
Der italienische Premierminister Giuseppe Conte hat am 4. Mai angekündigt, den Frauenanteil in der von ihm initiierten Colao-Taskforce zu erhöhen. Die Kommission unter Leitung des Unternehmers Vittorio Colao hat die Aufgabe, Vorschläge für die schrittweise Öffnung des Landes ab Anfang Mai zu machen, für die sogenannte „Phase 2“. Zuvor hatte die Politikerin Laura Boldrini von der Demokratischen Partei kritisiert, dass Frauen während der Corona-Krise im Land an vorderster Front stünden, aber als Expertinnen bei politischen Entscheidungen im Anti-Corona-Kampf keine Stimme hätten.
Die sudanische Übergangsregierung will mit einer Gesetzesinitiative erreichen, dass die Genitalverstümmelung von Mädchen nicht mehr als traditionelles Ritual praktiziert wird. Die Verstümmelung von weiblichen Genitalien soll explizit mit drei bis fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Bestätigt werden muss die Initiative noch vom Souveränen Rat, der höchsten Gewalt im Land. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind fast 90 Prozent der Mädchen und Frauen im Sudan Opfer von Verstümmelung geworden. Bei den Protesten, die zum Sturz des langjährigen Diktators Omar al-Bashir in April 2019 führten, haben Frauen eine wichtige Rolle gespielt.
Nachdem die US-Fußballnationalmannschaft der Frauen ihren Verband im letzten Jahr wegen Diskriminierung gegenüber ihren männlichen Kollegen verklagt hatte, u.a. bezüglich schlechterer Bezahlung, hat ein Bundesgericht in Kalifornien am 1. Mai ihre Klage abgewiesen. Auch bessere Reise-, Spiel- und Trainingsbedingungen für Männer hatten die Sportlerinnen kritisiert. Die Spielerinnen zeigten sich enttäuscht, aber kämpferisch. So verkündete Megan Rapinoe, Weltfußballerin 2019: „Wir werden niemals aufgeben, für Gleichzeit zu kämpfen.“ Indes ist die Frauennationalmannschaft um einiges erfolgreicher als die der Männer. Die Fußballerinnen sind viermalige Weltmeisterinnen und viermalige Olympiasiegerinnen.
10. Februar 2020
Zum ersten Mal wurde eine Frau zur Rektorin der Frankfurter Städelschule gewählt. Die US-Amerikanerin Yasmil Raymond, Jahrgang 1977, war zuletzt als Kuratorin in New York tätig und hatte sich zuvor bereits am Museum of Contemporary Art in Chicago sowie am Walker Art Center in Minneapolis einen Namen gemacht. Ab April 2020 soll sie die Nachfolge des Belgiers Philippe Pirotte antreten. Die hessische Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn (Die Grünen) freute sich darüber, wie sie am 7.2.2020 erklärte, dass zum ersten Mal in der 200-jährigen Geschichte der Städelschule eine Frau an ihrer Spitze stehen werde.
Ein Ende des Verfahrens um sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung durch den US-Filmmogul Harvey Weinstein ist absehbar. Am 6.2.20 hat die Staatsanwaltschaft die Zeugenbefragung abgeschlossen. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen dem 62-jährigen ehemaligen Produzenten Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die international bekannt gewordene #MeToo-Bewegung ausgelöst. Seine Verteidigerin Donna Rotunna versuchte in den letzten Wochen mit aggressiven Befragungen, die Zeuginnen unglaubwürdig scheinen zu lassen.
Das griechische Parlament hat am 22.1.2020 mit Ekaterini Sakellaropoulo erstmalig eine Frau zur Präsidentin des Landes gewählt. Viele Stimmen bekam die 63-jährige Juristin, die bisher nicht politisch aktiv war, aus fast allen Lagern. Nach der Verkündung des Ergebnisses gab es langen Beifall. Premierminister Kyriakos Mitsotakis erklärte: „Die Demokratie ist weiblich.“
Die brasilianische Polizei hat am 9.2.2020 Adriano da Nóbrega erschossen, einen vermeintlichen Auftragskiller, der in den Mord an der Menschenrechtsaktivistin Marielle Franco verwickelt gewesen sein soll. Manche vermuten, Nóbrega – ein ehemaliges Mitglied einer Militär-Spezialeinheit mit engen Beziehungen zum rechtskonservativen Präsidenten Jair Bolsonaro – sei ein wichtiger Schlüssel zur Lösung des Mordfalls gewesen. „Wer profitiert von seinem Tod?“, fragte Marielle Francos Witwe Monica Benicio. Auch andere Weggefährten und Freunde des Opfers vermuten dahinter einen Vertuschungsversuch. Franco, geboren 1979, war Mitglied der Partei Sozialismus und Freiheit und Präsidentin des Frauenausschusses im Kommunalparlament. Sie wurde am 14.3.2018 mit vier Kopfschüssen ermordet aufgefunden. Als lesbische Afrobrasilianerin galt Marielle Franco als Exotin in der brasilianischen Politik.
Seit Gründung der Volksrepublik 1949 ist die Geburtenrate in China auf dem tiefsten Stand. Dies verkündete am 17.1.2020 das nationale Statistikbüro des Landes. Im Vorjahr lag die Quote bei 10,48 Geburten pro 1.000 Menschen. Insgesamt kamen 14,6 Millionen Babys zur Welt und damit 500.000 weniger als 2018. Nach der chinesischen Ein-Kind-Politik, die von 1980 bis 2015 gegolten hat, bemühte sich die Führung des Landes für mehr Kinder zu werben. Doch hohe Ausbildungskosten sowie ein insgesamt ein höherer Lebensstandard führen dazu, dass viele Familien auf ein zweites Kind verzichten.
Die tunesische Bloggerin und Aktivistin des Arabischen Frühlings Lina Ben Mhenni, Jahrgang 1983, ist am 27.1.2020 in Folge einer längeren Erkrankung verstorben. Tunesien verabschiedete sich mit einem Staatsbegräbnis. Bereits 2005 versagten ihre beiden Nieren, woraufhin ihre Mutter ihr eine Niere spendete. Ben Mhenni bloggte – als eine der ersten überhaupt auf Englisch – bereits vor dem politischen Umbruch in ihrer Heimat und setzte sich trotz Repressionen für Meinungsfreiheit ein. Mit ihrem Blog „A Tunisian Girl“ erlangte sie 2010/2011 auch international Bekanntheit.
Wie im Januar 2020 bekannt wurde, plant die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch in den nächsten Monaten die Gründung eines Verlags, der ausschließlich Literatur von Frauen veröffentlicht. Dazu erklärte sie: „Männer sind überall, Werke von Frauen werden dagegen selten publiziert.“ Alexijewitsch, Jahrgang 1948, erhielt für ihr Werk 2015 den Literaturnobelpreis. Sie greift immer wieder in politische Debatten ein und kritisiert die repressive Politik in ihrer Heimat Weißrussland, aber auch in Putins Russland.
29. Oktober 2019
In Frankreich soll künstliche Befruchtung zukünftig für alle Frauen erlaubt sein – auch für Singles und Lesben. Dieser Schritt ist Teil eines neues Bioethik-Gesetzes, das die Nationalversammlung am 15. Oktober mit großer Mehrheit angenommen hat und das Anfang nächsten Jahres noch im Senat geprüft werden muss. Bisher dürfen nur heterosexuelle Paare von diesem medizinischen Eingriff Gebrauch machen. Während die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn die Abstimmung als Erfolg bezeichnete, kritisierten Konservative, darunter rechte und religiöse Gruppierungen, die Entscheidung.
Sollte die Menopause wie eine Schwangerschaft oder gar eine Krankheit behandelt werden? Zwei britische Abgeordnete – die eine Labour-Mitglied, die andere aus der konservativen Tory-Partei – plädieren laut der Tageszeitung The Guardian genau dafür. Ein entsprechender Gesetzesentwurf, der es Frauen ermöglicht, ihren Arbeitsrythmus ihren hormonellen Veränderungen anzupassen, soll bald dem Parlament vorgelegt werden. Die linksliberale Zeitung führte an, dass 80 % der Frauen während ihrer Menopause an diversen Symptomen leiden, etwa an Angstzuständen oder Depressionen. Der Sender Channel 4 hatte bereits Mitte Oktober angekündigt, diverse Maßnahmen ergreifen zu wollen, um Frauen in der Menopause flexiblere Arbeitszeiten und ruhigere Arbeitsräume zu gewährleisten.
Laut Berichten der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben von der Türkei unterstütze Kämpfer beim Einmarsch in die von Kurden kontrollierten Gebiete in Nordsyrien am 12. Oktober neun Zivilisten exekutiert, darunter die kurdische Politikerin und Frauenrechtlerin Hevrin Khalal. Die Nachrichtenagentur ANP hat die Verantwortung der erwähnten Gruppen für die Ermordung nicht bestätigt. Khalal galt als Politikerin mit großem diplomatischem Gespür, die eine Aussöhnung über religiöse Grenzen hinweg anstrebte und sich insbesondere für die Rechte der Frauen in der Region einsetzte.
Im Iran dürfen Frauen seit Oktober zu Länderspielen ins Stadion. Dieser Entscheidung ging die Selbstverbrennung einer jungen Iranerin im März 2019 voraus, die weltweit für Entsetzen gesorgt hatte: Sahar Khodayari wurde, nach dem Versuch in ein Stadion zu gelangen, festgenommen. Nach der folgenden Gerichtsverhandlung zündete sich die 29-Jährige selbst an und erlag ihren Verletzungen. Auch die Fifa hatte zuletzt nach jahrelangem Schweigen den Druck auf den Iran erhöht und verlangt, dass das seit 40 Jahren geltende Stadionverbot für Frauen aufgehoben werde.
Die polnische Autorin Olga Tokarczuk erhielt neben Peter Handke am 10. Oktober den Literaturnobelpreis. Der 57-Jährigen wird die Auszeichnung nachträglich für 2018 verliehen, da der Preis aufgrund von Skandalen um sexuellen Missbrauch im letzten Jahr nicht vergeben worden war. Dotiert ist die Medaille mit neun Millionen schwedischen Kronen, rund 830.000 Euro. Die Jury lobte Tokarczuk für ihre „erzählerische Vorstellungskraft, die mit enzyklopädischer Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform“ darstelle. In ihrer Heimat sind Olgas Tokarczuks Romane schon lange erfolgreich, sie gehört zu den profiliertesten zeitgenössischen Autorinnen des Landes. Ihre wiederholte Kritik an der demokratiefeindlichen Politik der regierenden PiS-Partei hat der Schriftstellerin bei Konservativen den Vorwurf des Verrats an der Heimat eingebracht.
Zum ersten Mal haben laut Nasa zwei Astronautinnen ohne männliche Begleitung einen Außeneinsatz an der Internationalen Weltraumstation ISS durchgeführt. Die US-Amerikanerinnen, Elektroingenieurin Christina Koch und Biologin Jessica Meier, reparierten am 18. Oktober einen Stromregler an der Außenwand der ISS. Schon im März sollte der erste rein weibliche Außeneinsatz stattfinden, scheiterte jedoch daran, dass es nicht genug passende Weltraumanzüge für Frauen gab.
Eine Gruppe von Bischöfen hat sich bei der Amazonas-Synodedafür ausgesprochen, den 35 teilnehmenden Frauen das Stimmrecht zu erteilen, so das spanische Nachrichtenportal „Religión Digital“ am 7. Oktober. Ein entsprechender Antrag wurde beim Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, gestellt. Baldisseri werde den Antrag dem Papst vorlegen, damit dieser über die Änderung entscheide. Die spanische Ordensfrau María Luisa Berzosa erklärte dazu, dass es „weder kanonische noch theologische Vorbehalte“ gegen ein Stimmrecht für Frauen bei Bischofssynoden gebe. Im Vorfeld der Amazonas-Synode hatte sich auch die internationale Initiative „Voices of Faith“ (Stimmen des Glaubens) für ein Stimmrecht von Ordensfrauen ausgesprochen. Irene Gassmann, Priorin des Schweizer Benediktinerinnenklosters Fahr, hatte erst kürzlich beklagt, dass in der vergangenen Woche beklagt, dass „in den vergangenen Monaten diesbezüglich leider nichts geschehen" sei.